Die St. Clemens-Kirche im idyllischen Ort Nebel auf der Nordseeinsel Amrum ist nicht nur das größte Gotteshaus der Insel, sondern auch ein bedeutendes kulturelles und historisches Wahrzeichen. Ihre Ursprünge reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück und spiegeln die bewegte Geschichte der Insel und ihrer Bewohner wider.
Die Kirche wurde vermutlich im Jahr 1236 erbaut und 1240 erstmals urkundlich erwähnt. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zwischen den damaligen Inseldörfern Norddorf und Süddorf über den Standort der Kirche, entschied man sich für einen neutralen Bauplatz zwischen den beiden Dörfern. Dies führte letztlich zur Gründung des heutigen Ortes Nebel.
Ursprünglich wurde die Kirche ohne Turm errichtet. Erst im Jahr 1908 erhielt sie einen 36 Meter hohen, kupfergedeckten Kirchturm, der das Erscheinungsbild der Kirche bis heute prägt.
Die St. Clemens-Kirche ist ein einschiffiger romanischer Bau mit Reetdach. Im Inneren beherbergt sie zahlreiche Kunstschätze, darunter eine frühgotische Apostelgruppe aus Holz, die das himmlische Abendmahl darstellt. Der Legende nach wurde diese Gruppe nach einer Sturmflut an den Strand gespült und fand ihren Weg in die Kirche.
Ein weiteres Highlight ist der kelchartige Taufstein aus der romanischen Zeit. Die Kuppa und Wandung bestehen aus rötlich glitzerndem Granit, während Fuß und Wulstring aus gelblichem Muschelkalk gefertigt sind.
Die schmale Empore an der Längsseite sowie über dem Eingang verleiht dem Kirchenschiff den Eindruck eines Schiffskörpers – eine symbolische Referenz an die maritime Tradition der Inselbewohner.
Vor der Kirche erstreckt sich ein Friedhof mit Grabsteinen aus der Zeit von 1670 bis 1830. Diese sind reich verziert mit Ornamenten und Darstellungen von Schiffskörpern. Kurze, in den Stein gemeißelte Texte berichten über das Leben und Wirken der Verstorbenen und bieten einen einzigartigen Einblick in die Geschichte der Inselbevölkerung.
Ein besonders wertvoller Schatz der Kirchengemeinde ist ein Exemplar des "Missale Slesvicense", eines Messbuches, das 1486 von dem Lübecker Buchdrucker Steffen Arndes gedruckt wurde. Es gilt als das erste in Schleswig-Holstein gedruckte Buch und als das zweitälteste in Dänemark. Das Buch befindet sich im landeskirchlichen Archiv in Kiel und wird gelegentlich in der St. Clemens-Kirche ausgestellt.