Wer die nordfriesischen Inseln Amrum und Föhr besucht, kommt nicht nur wegen der traumhaften Natur, der frischen Seeluft und der weiten Strände. Auch kulinarisch haben die Inseln einiges zu bieten – vorausgesetzt, man weiß Deftiges, Traditionelles und Authentisches zu schätzen. Denn: Die nordfriesische Küche ist ehrlich, herzhaft und voller regionaler Spezialitäten, die man sich am besten nach einem ausgedehnten Strandspaziergang oder einem Tag an der frischen Nordseeluft schmecken lässt.
Die Speisekarten auf Amrum und Föhr sind geprägt von maritimen Klassikern, aber auch deftigen Fleischgerichten und traditionellen Rezepten aus Großmutters Zeiten. Scholle, Nordseegarnelen (umgangssprachlich „Krabben“ genannt), Matjes, Salzwiesenlamm und nicht zuletzt Bratkartoffeln in allen Variationen sind feste Bestandteile.
Typisch nordfriesisch und absolut empfehlenswert ist ein herzhafter Matjestopf, serviert mit reichlich Bratkartoffeln – genau das Richtige nach einem Tag am Meer. Wer sich lieber den leichten Genüssen hingeben möchte, wählt Muscheln oder Fischgerichte, die frisch aus den Häfen Husum oder Flensburg angeliefert werden.
Ein ganz besonderes Erlebnis für Urlauber: Krabben direkt vom Kutter kaufen und selbst puhlen. Das erfordert zwar etwas Fingerfertigkeit, lohnt sich aber doppelt – denn der Geschmack frisch gepulter Krabben ist unvergleichlich, und obendrein spart man gegenüber den fertig geschälten Varianten deutlich. Tipp: Am besten direkt in den kleinen Häfen von Wittdün oder Wyk auf Föhr nachfragen.
Eine echte Spezialität, die es fast nur hier gibt: Salzwiesenlamm. Die Tiere weiden auf Wiesen, die regelmäßig vom salzigen Nordseewasser überspült werden. Das verleiht dem Fleisch ein besonderes, leicht kräuteriges Aroma, das Feinschmecker schätzen. Neben traditionellen Lammgerichten lohnt es sich, in ausgewählten Restaurants auch den Föhrer Schafskäse zu probieren – überbacken mit Tomaten und Lauchzwiebeln eine wahre Offenbarung.
Ob in Nebel, Norddorf oder Wyk – auf den Inseln versteht man sich auf die Kunst des Backens. Torten, Waffeln, Streuselkuchen oder Friesentorte – kaum ein Café kommt ohne hausgemachte Leckereien aus. Besonders beliebt sind die kleinen Dorfbäckereien, in denen oft noch nach alten Familienrezepten gebacken wird. Hier gilt: Wenn „selbst gebacken“ draufsteht, ist Genuss garantiert.
Typisch für die Region ist auch die nordfriesische Teekultur, die vor rund 250 Jahren durch Seefahrer aus Holland ihren Weg in die friesischen Haushalte fand. Aber auch Hochprozentiges hat seinen festen Platz auf den Inseln: Teepunsch, Rumgrog oder der berühmt-berüchtigte Pharisäer – ein starker Kaffee mit einem ordentlichen Schuss Rum und Sahnehaube – sind besonders in der kalten Jahreszeit sehr beliebt. Der Pharisäer hat dabei sogar eine eigene Anekdote: Ein Pastor entdeckte einst zu spät, dass seine Gemeinde auf einer Feier heimlich Rum im Kaffee servierte – versteckt unter der Sahne. Sein empörter Ausruf: „Oh, ihr Pharisäer!“ wurde zum Namensgeber dieses wärmenden Getränks.
Die meisten Restaurants und Cafés auf Amrum und Föhr sind familiengeführt, viele mit viel Herzblut und langer Tradition. Doch gerade in der Nebensaison oder bei kurzfristigen Personalengpässen kann es vorkommen, dass Betriebe früher schließen oder die Speisekarte etwas eingeschränkt ist. Urlauber sollten dies mit Gelassenheit sehen – denn was angeboten wird, ist in der Regel frisch, hausgemacht und regional.
Wer Urlaub auf Amrum oder Föhr macht, sollte sich nicht nur vom Wind durchpusten lassen, sondern auch kulinarisch auf Entdeckungsreise gehen. Ob herzhafte Hausmannskost, feine Fischgerichte oder süße Verführungen – die nordfriesische Inselküche ist so vielfältig wie die Landschaft selbst. Und wer den Mut hat, selbst Krabben zu puhlen oder sich an neue Spezialitäten wie Salzwiesenlamm heranzuwagen, wird mit authentischen Geschmackserlebnissen belohnt.