31.12.21

Eisenzeit auf Amrum

Die Bronzezeit ging etwa um 500 v. Chr. in die Eisenzeit über. Die germanischen Völker verließen ihre Heimatorte im Norden und begaben sich in kriegerische Streitigkeiten mit den Römern. Es wird vermutet, dass eine Übervölkerung des Nordseeküstengebietes mit zu den Gründen dieser Abwanderung gehörte, möglicherweise auch Klimaverschlechterung sowie das Ende des emsigen Bernsteinhandels.

Auf der Insel Amrum lässt sich ein übermäßiger Rückgang der Bevölkerung jedoch in der Eisenzeit nicht nachweisen. Es ergeben sich zwar weniger Funde, jedoch deutet alles auf eine stetige Besiedlung Amrums hin.

Nach der Geburt Christi kann den zahlreichen Funden in ausgegrabenen Hügelgräbern bei Norddorf entnommen werden, dass der Inselkern wieder verstärkt bevölkert war.  Fundstücke wie reich verzierte Gefäße, Urnen, Werkzeuge sowie Schmuckstücke aus Bronze und Eisen deuten darauf hin, dass eine Verbindung mit dem südlichen Jütland bestand, doch auch römisches Importgut gelang in dieser Zeit gelegentlich auf die Insel Amrum.

Aus dieser Zeit datiert auch eine Dorfanlage mit Häusern nach cimbrischem Vorbild, freigeweht im „Düvdal“ westlich von Norddorf gelegen. 1986 gelang Dr. Hans Hingst ein bedeutsamer Fund aus der Zeit um Christi Geburt. Hier wurde in einem Dünental in der Nähe der Satteldüne eine Töpferei mit 18 Öfen und Keramikscherben ausgegraben.

Während der Zeit der Völkerwanderungen (150 – 400 n. Chr.) fand vermutlich auch eine Beteiligung der Amrumer Bevölkerung an der Übersiedlung der Angeln, Sachsen und Jüten nach England statt. Dennoch blieb die Insel Amrum nach wie vor besiedelt.

Dies kann durch ein riesiges Gräberfeld im „Skalnastal“ nachgewiesen werden. Urnen und Steinsetzungen in runder, drei- und viereckiger Form aus den anfänglichen Jahrhunderten nach unserer Zeitrechnung wurden gefunden, bis in die Wikingerzeit hineinreichend.

Andere Grabformen und weitere Funde lassen eine Verbindung zum Norden vermuten. Bei Steenodde fanden sich über 80 kleinere Grabhügel mit Waffen und Schmuck, die skandinavischer Herkunft sind; es ist nicht auszuschließen, dass der Kern der Insel nach Minderung der Bevölkerung während der Völkerwanderungszeit vom Norden aus wieder eine stärkere Besiedelung erfuhr.

Möglicherweise hat die bevorzugte Lage der Insel Amrum dabei eine besondere reizvolle Rolle bezüglich der Kriegs- und Handelszüge der Wikinger gespielt, denn auch der Burghügel in Norddorf auf Amrum am Ufer des Wattenmeeres wird mit der Zeit der Wikinger verbunden. Es kann gut sein, dass sich auf diesem Hügel eine aus Erde und Holz errichtete Turmburg befand, zumindest könnte dies eine nachvollziehbare Deutung sein.

Leider gibt es keine auf eine bestimmte Zeit datierenden Funde über die Einwanderung der Friesen, die aus dem südwestlichen Nordseeraum auf die nordfriesischen Inseln und damit auch auf die Insel Amrum, erfolgte. Es steht jedoch fest, dass die Festlandbesiedlung zu einem anderen Zeitpunkt stattfand als die der Inseln. Anscheinend dominierte der friesische Anteil der Bevölkerung auf Amrum nicht so stark wie auf dem Festland, schließlich bezeichneten sich die Inselbewohner sich selber nicht als Friesen.